Probleme bei der Bewegungsentwicklung erkennen Die Entwicklung einer gesunden Bewegungsfähigkeit bei Kindern hat große Bedeutung für die körperliche, geistige und emotionale Entwicklung sowie die Körperwahrnehmung. Eine Störung der Bewegungsentwicklung wird leider nicht immer sofort erkannt. Durch Erkrankung oder Behinderung kann die Bewegungsentwicklung von Kindern deutlich verzögert und beeinträchtigt sein. Manchmal wird eine Behinderung auch erst durch eine auffällige und langsame motorische Entwicklung erkannt und diagnostiziert. Bei ca. 10% der Kinder gehen Kinderärzte davon aus, dass diese Kinder ihre Meilensteine der motorischen Entwicklung nicht im üblichen Zeitrahmen erreichen. Eine Entwicklungsverzögerung liegt vor. Frühförderung und weitere therapeutische Maßnahmen unterstützen Kinder beim Erlernen der fehlenden Bewegungsabläufe. Spätfolgen werden so gezielt verhindert oder verringert. Bei etwa einem Drittel der Kinder mit Entwicklungsproblemen liegt eine feststellbare Krankheit vor oder die Entwicklung verläuft ohne konkrete Diagnose so problematisch, dass eine bleibende Behinderung entsteht. Bei diesen Kindern liegt keine Verzögerung, sondern eine Entwicklungsstörung vor, die sich u.a. in einer bleibenden Gangstörung zeigt. In Deutschland leben etwa 100.000 Kinder und Jugendliche mit einer schweren Gangstörung. Diese meist angeborene Bewegungsbehinderung begleitet die Kinder ein Leben lang. Sie sollte früh und dauerhaft behandelt werden, um vorhandene Bewegungspotentiale zu trainieren und zu erhalten. Eine gestörte motorische Entwicklung erkennt man deutlich an „verpassten“ Meilensteinen und damit an einem zu langsamen Entwicklungstempo. Diese Warnzeichen sollten Eltern beachten: Schwache Muskelspannung (Muskeltonus) in einer oder mehreren Körperregionen, das Kind ist „schlaff“ und hat Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten Ungewöhnlich hoher Muskeltonus, das Kind ist „steif“ und kann die Muskelverkrampfungen nicht kontrollieren. Deutliche Seitenunterschiede in der Körperhaltung und Bewegung, das Kind kann sich nicht auf die eigene Körpermitte zentrieren Bewegungsmuster und frühkindliche Reflexe aus den ersten Lebensmonaten werden beibehalten, z.B. der Greifreflex, wenn die Handinnenseite berührt wird. Probleme bei der Gleichgewichtskontrolle, das Kind stürzt häufig und lässt Gegenstände fallen Motorische Unruhe, das Kind zeigt unkontrolliertes, überaktives Verhalten, geprägt von allgemeiner Unruhe und Unaufmerksamkeit Was ist eine Gangstörung? Ist der menschliche Bewegungsapparat gestört, entstehen Auffälligkeiten im Gangbild. Es zeigen sich z.B. Gangunsicherheit, Hinken, Stolpern, Muskelschwäche (schlaffe Muskulatur) oder Spastik (krampfartig erhöhte Muskelspannung), Dystonie (überschießende Bewegungen) oder verdrehte Beinstellungen. Diese gestörten Bewegungsmuster haben neurologische, muskuläre oder knöcherne Ursachen. Treten mehrere Formen von Gangstörungen gleichzeitig auf, liegt eine komplexe Gangstörung vor. 7
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Mzcy